Neulich in der Speyside

Eine kurzfristig geplante und ebenso durchgeführte Rundreise in Schottland bringt aufregende und neue Erkenntnisse aus der Whiskywelt. Heute: Dunphail Distillery.

Wenn man von Nairn aus nach Süden fährt mit dem Ziel Grantown-on-Spey und dabei unterwegs bald einmal nach links abbiegt, findet man sich mitten in den dichten Wäldern der Speyside wieder. Eine schmale, sehr schmale einspurige Strasse folgt dem Lauf des Findhorn Rivers und quert den Fluss schließlich über die Daltullich Bridge.

Als man nicht mehr daran glaubt, lichtet sich plötzlich der Wald und ein nagelneu errichteter Gebäudekomplex taucht auf. Klar erkennbar, es ist eine Destillerie. Nicht die größte Anlage ihrer Art, aber hochmodern, wie Photovoltaik-Module auf den Dächern zeigen.

Wir wollen einige Fotos machen und während wir uns über den leeren Parkplatz nähern, kommt uns aus einem der Gebäude ein Mann entgegen. Es ist Mike Crutch, wie sich später herausstellt, der Visitor Center Manager der neu errichteten Dunphail Destillerie. Er bietet uns eine Tour durch die Anlage an und wir sind spontan begeistert.

Die Anlage wurde in rekordverdächtig kurzer Zeit geplant und gebaut. Die polnischen Eigentümer, die in London bereits erfolgreich die Bimber Whisky Distillery betreiben, hatten die bestehenden Farmgebäude revitalisiert und die notwendigen zusätzlichen Bauten im gleichen Stil errichtet. Das Ziel, sowohl energietechnisch, wie auch von der Wasserversorgung unabhängig zu sein, wurde durch eine ausgedehnte Fotovoltaikanlage und einen eigenen Brunnen erreicht.

Konzipiert für maximal 200.000l pro Jahr, wird jetzt nach der Inbetriebnahme im Juli erstmal die Hälfte dieser Menge produziert werden, Mit einem klassischen Malting-Floor und einer guten Kombination von Edelstahltanks und Holz-Maischbottichen wird traditionell gearbeitet.

Dazu gehören auch die beiden Wash-Stills und ein Spirit-Still, die direkt beheizt werden und entsprechender Aufmerksamkeit bedürfen. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs werden gerade die letzten Handgriffe durchgeführt, um die Gitterböden fertigzustellen. Der Beginn der Produktion ist für nächste Woche geplant.

Das gibt uns Gelegenheit unsere Nasen überall reinzustecken und Fotos zu machen, z.B. aus der Brennkammer hinauf in den Kiln – dies ist später im Betrieb nicht mehr möglich..

Draussen vor dem ebenfalls traditionellen Dunnage-Lager warten die Fässer darauf, befüllt zu werden. Klassische Bourbon Barrels, Hogsheads und Sherry-Butts stehen hier, und im Hintergrund warten einige Ex-Tequila Fässer auf ihren Einsatz. Es verspricht spannend zu werden.

Im Visitor Center lädt eine Bar zum Verkosten und zum Flaschenkauf ein. Angeboten werden alle Londoner Bimber Abfüllungen, u.a. auch Duality, ein gelungenes Experiment, das in Kooperation mit den kreativen Köpfen von Compass Box entstanden ist. Um Besuchern einen Eindruck zu geben, in welche Richtung die Entwicklung der Dunphail Single Malt Whiskys gehen wird, gibt es Einzelfass-Abfüllungen, die aus allen schottischen Regionen stammen und unter dem Label DAVA – der Weg – auf den Markt kommen. Darunter sind Speyside Destillerien wie Dailuaine oder Benrinnes, eine nichtgenannte Orkney-Destillerie oder auch ein Caol Ila und ein 27jähriger Grainwhisky.

Der 13jährigen Dailuaine durfte mit ins Gepäck und wurde beim letzten Donnerstag-Clubabend im Rosehill verkostet:

Ein ehemaliges Cognac Fass (Butt) diente zur Reifung, von dem schließlich 510 Flaschen abgefüllt wurden. Das Ergebnis ist bemerkenswert gut: einmal keine Frucht in der Nase, stattdessen ein nussig-schokoladiges Aroma, cremige Malz- und würzige Honignoten am Gaumen und ein feines, mittellanges Finish. Eine Abfüllung, die Spass macht.

Davon wollen wir mehr und drei Flaschen werden spontan bestellt… Aber wir möchten auch noch die übrigen DAVA Abfüllungen kennenlernen – in Kürze im Rosehill …

2 Replies to “Neulich in der Speyside”

  1. Hatte leider noch keine Möglichkeit zu verkosten, aber muss nachgeholt werden. Die Bilder der jungfräulichen Destillerie sind auch einzigartig.

  2. Toller Bericht vielen Dank Manfred – sicherlich ein Erlebnis!