Mit dem Fahrrad durch Schottland – Teil 2/2

The Far North Way (Juni 2025)

von Gerti und Wolfgang Diethard

Der Far North Way führt Radfahrer von der Hochlandhauptstadt Inverness bis zum nördlichen Rand des britischen Festlands nach John O’Groats. Von der sanfteren Küste und dem fruchtbaren Ackerland der Black Isle über die wilden Weiten von Zentral-Sutherland bis zu den dramatischen Klippen von Caithness bietet diese Route Berge, Seen, historische und prähistorische Stätten.

Wir haben die ursprüngliche Route dahingehend geändert, dass wir bei der ersten Etappe von Inverness nach Tain nicht östlich über Cromarty, sondern westlich von Invergordon fahren, um drei Destillerien besuchen zu können.

Außerdem wollten wir nicht bis John o’Groats fahren, da eine Zugverbindung zurück nach Glasgow nur ab Thurso möglich war. Statt dessen wollten wir den nördlichsten Punkt des Festlandes (Dunnet Head) besuchen. Aber erstens kommt es anders, …

Tag 7: Inverness – Tain

Frisch motiviert nach unseren Aufenthalt in Inverness starteten wir mit der Überquerung der Kessock Bridge. Leider hatte man nach 1/3 des Weges eine kleine Überraschung für uns parat:

Die Wende mit Anhänger war etwas kompliziert😁. Dann die Auffahrt herunter, die Schleife außen herum und die gegenüberliegende Strecke wieder hinauf. Die nächste Überraschung folgte sofort nach Überquerung der Brücke: Wir mussten mit den Fahrrädern die Autobahn überqueren😱. Am Straßenrand stand ein sehr hilfreiches Schild: „LOOK RIGHT“.

Danach ging es allerdings wieder sehr entspannt weiter bis zur Glen Ord Distillery

Die weitere Reise in Richtung unserer nächsten Ziele durch die (inzwischen schon fast gewohnte) schöne Landschaft verlief problemlos.

Eigentlich wollten wir an diesen Tag noch zwei Distillerien besuchen: Teaninich und Dalmore. Beide waren allerdings geschlossen. Besonders interessant war es bei Teaninich. Wir fuhren mit den Rädern mindestens 10 Minuten auf dem (großen) Firmengelände herum und sahen keine Menschenseele. Es waren auch keinerlei Maschinengeräusche zu hören. Als ob jemand den Strom abgeschaltet hätte…

Bei Tain haben wir dann wieder die Originalstrecke des Far North Way erreicht.

Tag 8: Tain – Lairg

Schon nach ein paar Kilometern erreichten wir unser erstes Etappenziel: Glenmorangie. Eine wunderschön gelegene, toll aussehende Anlage. Leider hatten sie zwei schlechte Nachrichten für uns: „Es tut uns leid, das Café ist sonntags geschlossen“ und „Es tut uns leid, Verkostungen gibt es erst ab 11:00 Uhr“.

Auch bei der nächsten Station (Balblair) sah es nicht anders aus: am Sonntag geschlossen🙄

Der folgende Weg entlang des Dornoch Firth hat uns für alles aber mehr als entschädigt.

Nach einer kurzen Pause bei Bonar Bridge ging es leicht bergauf, vorbei an den Falls Of Shin nach Lairg

Bekannt ist Lairg durch ein Haus im See (die echte Größe erkennt man an den Möwen😁)

Wenn man an einem Sonntag in einem kleinen Kaff in Schottland im einzigen Restaurant keinen Platz reserviert – dann muss man auch beim ärgsten Wind und gefühlten Minusgraden im Freien sitzen. Netterweise wurde uns das Wasser noch mit Eis serviert 😁

Dafür war unsere Bleibe für die Nacht toll und gut beheizt.

Tag 9: Lairg – Tongue

Um die Landschaft dieses Streckenabschnittes zu beschreiben, reichen (meine) Worte nicht aus. Leider hatten wir nur das Handy und keine Spiegelreflex dabei.

An diesen Tag ist etwas Spannendes passiert: plötzlich interessierte es uns überhaupt nicht mehr wie dieser oder jener See oder Berg genau heißt, wie weit es noch zur nächsten Kneipe ist, kommt noch Regen oder nicht…

…wir genoßen einfach jede Sekunde in dieser unglaublichen Landschaft. Irgendwie waren wir von einem Moment zum nächsten in Schottland „angekommen“.

In Tongue gab es erst einmal eine unangenehme Überraschung: unser gemietetes Haus war nicht da wo ich es auf meinem GPS verortet hatte. Auch einer Dame vor Ort war die angegebene Hausnummer nicht bekannt😱

Zum Glück hatte ich nur übersehen, dass unsere Vermieterin mir erst eine Stunde zuvor eine genaue Wegbeschreibung geschickt hatte. Die Aussicht aus dem Wohnzimmer hat uns dann allerdings für den Schreck wieder entschädigt.

Tag 10: Tongue – Thurso

Bei der letzten, längeren Etappe mussten wir zuerst den Causeway von unserer Unterkunft nach Tongue zurück überqueren und fuhren dann die Nordküste Schottlands entlang

Faszinierend fanden wir, dass bei praktisch jeden Meerblick eine schöne, weiße Bucht zu sehen war.

Nach einigem Auf und Ab (1200 hm) und einen kurzen Stopp bei einem netten Café erreichten wir Thurso. Etwas abseits unseres Weges wäre noch die Northpoint Distillery gelegen. Den Umweg haben wir uns aber angesichts des langen Tages erspart🙄.

Lässig war, dass wir hier wieder eine ähnliche Unterkunft wie in Lairg gebucht hatten. Und dieses Mal haben wir auch den Whirlpool mit Blick auf Thurso, den Leuchtturm von Dunnet Head und die Orkneys richtig genutzt (mit Zigarre und Whisky hat das schon was 😉).

Tag 11: Thurso – Dunnet Head Lighthouse

Bei der Planung des letzten Tages gab es ein kleines Durcheinander😂. Die ursprüngliche Route des Far North Way hätte bei John o’Groats geendet. Um mit dem Zug zurück nach Glasgow zu kommen haben wir allerdings zwei Nächte in Thurso gebucht und wollten statt dessen zum nördlichsten Punkt des britischen Festlandes, Dunnet Head fahren.

Nachdem alles gebucht war bekamen wir die Info, dass zwischen Thurso und Inverness ein Schienenersatzverkehr eingerichtet wird und dieser keine Fahrräder transportieren würde. Wir hätten als genauso gut nach John ‚o Groats fahren können, da wir sowieso ein Taxi nach Inverness nehmen mussten.

Am Morgen des letzten Tages beschlossen wir allerdings, den ursprünglichen Plan inkl. Dunnet Head sausen zu lassen und einen richtig gemütlichen Tag in Thurso inkl. eines Besuches der Wolfburn Distillery zu verbringen.

Lange Rede, kurzer Sinn – wir waren uns einig, dass das einer unserer schönsten Urlaube war 🥰