Ein Wettkampf? Nein, eher muss es heißen Tamdhu und Glengoyne. Antony McCallum-Carron war in Graz und bot uns ein Whiskyseminar der Extraklasse. Tamdhu, seit etwa zwei Jahren im Besitz von IanMcLeod war mit viel Engagement wieder in Betrieb genommen worden und wir durften einen „Fresh Spirit“ probieren. Mit 70% nicht gerade ein typischer Einsteiger für eine Verkostung, aber die extreme Fruchtigkeit und überraschende Milde begeisterten selbst die vorsichtigen Koster in der Runde. Ganz neu am Markt ein 10jähriger Tamdhu mit 43%, der zur Gänze in frischen Oloroso Sherry-Butts reifen durfte. Ein herausragender Malt, den man in einer Blindverkostung deutlich älter schätzen würde. Er erinnert ein wenig an die früheren Macallans, die auch oft mit Ingwer, Zimt und Honig spielten.
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Dann die Glengoynes: Zuerst der 18jährige – ein Single Malt einfach zum wegtrinken. Passt für jede Gelegenheit, braucht aber etwas Zeit im Glas um all seine Aromen zu entfalten. Dann aber kommt es ganz dick mit Marille und Apfel in der Nase, nussig und süß zugleich im Abgang. Das langsame Destillieren bei Glengoyne zahlt sich wirklich aus.
Wir vergleichen Cask Strength Abfüllungen: einmal der Batch 2, der extrem fruchtig und mild kommt und im Duft an Himbeeren erinnert und dann der neue Batch 3, fast brutal im direkten Vergleich mit seinen eher klassischen Sherryaromen. Trotz der über 58% in beiden Abfüllungen genügen nur wenige Tropfen Wasser, zuviel wäre schade!
Glengoyne 21 Jahre – durften wir vor einigen Jahren direkt in der Destillerie probieren und waren schon damals begeistert. Passend für die kommende Adventzeit oder wenn man Apfelstrudel mag. Viel Frucht und ein zimtiger Nachgeschmack machen süchtig.
Schließlich Glengoyne 25 Jahre. Rotgold in der Flasche. Zuerst wieder die Himbeeren, dann aber ganz stark das Aroma von süß-bitterer Orangenmarmelade. Ein endloser Abgang – dieser Single Malt spielt in einer eigenen Liga – auch preislich 😉