Springbank Society Treffen in Österreich

Das neue PotStill in der Währingerstrasse in Wien war gestern Schauplatz des diesjährigen Tastings der österreichischen Mitglieder der Springbank Society und einigen Gästen. Etwa 45 Personen hatten sich im Gewölbekeller des Whiskyshops eingefunden und erwarteten eng gedrängt die Ausführungen von Andrew Wallace, dem Sales und Marketing Executive der Springbank Destillerie.

Springbank Society
Springbank Society

Als Welcome Dram wurde der Campbeltown Loch serviert, ein hervorragend runder Blended Malt Whisky, der alle Single Malts aus Campbeltown beinhaltet – ja, wirklich alle, also auch Glen Scotia.

Andrew gab gleich zu Beginn einen Überblick der Produktionsprozesse, die nicht gerade einfach sind:

Im Jänner und Februar werden Hazelburn und Longrow produziert, wobei wochenweise nicht getorfter, leicht getorfter und stark getorfter Whisky erzeugt wird. Um das Ganze noch etwas abzurunden, wird zwischendurch auch noch gelegentlich dreifach destilliert.

Von März bis September ist dann Zeit für den klassische Springbank, zweieinhalbmal destilliert.

Das letzte Quartal steht schließlich für die Produktion des Kilkerran Whiskys  in der benachbarten Glengyle-Destillerie zur Verfügung.

Diese Vielfalt erfordert nicht nur präzise Planung und Vorbereitung, sondern ist auch der Grund für die limitierte Verfügbarkeit der einzelnen Abfüllungen – mehr als jetzt geht einfach nicht, auch wenn die Springbank-Liebhaber weltweit darunter leiden. Und dies, obwohl aktuell insgesamt 110 (!) Mitarbeiter für die beiden Campbeltown-Destillerien tätig sind.

Diese Situation war nicht immer so, Andrew erinnerte daran, dass in den 1990er Jahren noch ganze Fässer zum Verkauf angeboten wurden, darunter exBourbon Barrels um ca. 400 Pfund und exSherry Hogsheads um knapp 1000 Pfund – da wünschen sich heute viele damals zugeschlagen zu haben. In jener Zeit war es eine Frage des Überlebens, mit jedem verkauften Whiskyfass konnten zwei neue leere Fässer eingekauft und befüllt werden. Heute gibt es keine Fassverkäufe mehr, die gesamte Produktion wird intern verwendet.

Society Tasting-Line
Society Tasting-Line

Die Tastingliste umfasste 6 Whiskys, die einzeln kommentiert verkostet wurden:

Springbank 18y, 100% Bourbon Cask, ein Vatting Sample mit 46.8% (mittlerweile bereits abgefüllt für einen limitierten Release 2024). Laut Andrew wurden für diese Edition lauter first-fill Fässer verwendet. Unser Eindruck dabei war, dass es sich in diesem Fall um recht „müde“ Fässer gehandelt haben muss. Die Aromen waren verhalten, der Geschmack sehr typisch aber ebenso zurückhaltend und das Finish recht süß und kurz. Alles in allem ein ordentlicher Springbank, dem aber viel zum 18jährigen Flaggschiff fehlt.

Kilkerran 16y, ein Vatting bestehend aus 70% exBourbon-, 20%exSherry- und 10% exRum-Fass mit 48.7% (mittlerweile ebenfalls schon abgefüllt für einen limitierten Release 2024). Dieser Kilkerran überzeugt, vor allem der kleine Anteil an Rum-Fässern bringt jede Menge exotischer Fruchtaromen. Eine klare Empfehlung von unserer Seite.

Springbank 8y, Local Barley, bestehend aus 50% exBourbon und 50% exSherry mit 59.6% (geplant für 2025). Uns erscheint das Vatting etwas dünn und es kann mit dem letzten 13jährigen Local Barley nicht mithalten. Aber schließlich kann man sich Springbank ohne eine Local Barley Edition kaum vorstellen, oder?

Dazu sollte man wissen, das „Local Barley“ eine Art Schreckgespenst für das Produktionsteam ist. Für einen Durchlauf werden 28 Tonnen Gerste benötigt, wobei mit ca. 400 Litern Ertrag pro Tonne zu rechnen ist. Wenn diese Menge Gerste in Schottland, England oder sonstwo bestellt wird, werden auch 28 Tonnen Gerste geliefert. Wenn dieselbe Menge bei einem lokalen Farmer bestellt wird, bringt das natürlich etwas Schwung in die lokale Wirtschaft, die Lieferung umfasst aber nicht nur Gerste, sondern auch Steine, Insekten und Tiere, die bei der Ernte alle mit eingesammelt werden. Nicht nur ein enormer Aufwand, hier zu filtern und zu reinigen, sondern auch ein viel geringerer Ertrag ist damit verbunden. Die lokale Gerste enthält witterungsbedingt of viel mehr Protein als gewünscht und man verliert deswegen bei guten Batches vielleicht 25 Liter pro Tonne und bei schlechten Batches bis zu 85 Litern.  Also zaubert die „lokale Gerste“ eventuell ein Lächeln in die Gesichter des Marketing Teams, aber oft auch Zornesröte in die Gesichter des Produktionsteams.

Springbank 10y, Amontillado Sherry Cask Serie mit 57.3% (geplant als limitierte Edition für November 2024). Ein Mix aus Aromen in der Nase, alle Gewürze der Welt am Gaumen und ein starkes Finish – insgesamt eine gute Ergänzung zum Standard.

Springbank 20y mit 55.7% erstellt aus 6 exPortwein-Fässern (verfügbar als Society-Abfüllung 2024 nur für Mitglieder). Das Highlight des Abends. Eine überwältigende Mehrheit der Gäste stimmt für diesen vollen, runden und komplexen Whisky als ihren Favoriten.

Longrow 100proof (58.6%), gereift in re-fill Pinot Noir Fässern für ca. 8 Jahre (unklar, was damit passiert – die Idee war, diesen Whisky als nächsten Longrow Red im Jahr 2025 herauszubringen). Wir können nicht ganz nachvollziehen, was hier geschehen ist: der Whisky zeigt keine Spur Farbe und auch keine Aromen der Pinot-Noir Fässer. Warum hat man re-fill Fässer und keine neuen genommen?

Springbank Society Tasting
Springbank Society Tasting

Zum Abschluß äußerte Andrew noch einige Bedenken zur Zukunft der Springbank Society. Vor vielen Jahren als Ankurbler für den Umsatz gedacht, konnte man um 50,- Pfund eine Mitgliedschaft auf Lebenszeit erwerben. Ein großer Fehler, wie sich zeigte. Nach kurzer Zeit waren es 4000 Mitglieder und die Neuaufnahmen mussten gestoppt werden. Die Probleme waren vielfältig und letztendlich auf die „lebenslängliche“ Mitgliedschaft zurückzuführen. Einem einmaligen Ertrag stand eine stets wachsende Mitgliederzahl entgegen, deren Nachfrage und Bedarf nicht mehr befriedigt werden konnte. Eine einzelne Society Abfüllung für alle Mitglieder verbraucht viele Ressourcen, die für die Standard- und Spezialabfüllungen dann fehlen. Kaum jemand meldete ein verstorbenes Mitglied ab, und neue Mitglieder erwarteten sich selbstverständlich die gleichen Leistungen wie sie die seit vielen Jahren bestehende Mitglieder bekommen, daher war der Aufnahmestopp unumgänglich.

Seit Jahren werden schon Überlegungen angestellt, die Society neu zu organisieren, aber ohne Erfolg bisher. Eine beispielsweise Änderung des Systems auf eine jährliche Subskription für neue Mitglieder würde den Gleichheitsgrundsatz gefährden und hätte ein Marketingdesaster zur Folge. Was als Maßnahme trotzdem notwendig geworden ist: bestehende Mitglieder müssen nun an einer Verlosung teilnehmen, um eine der ca. 2000 Flaschen einer Society Edition erwerben zu können.

Springbank ist kein großer Konzern und will auch keiner werden. Und wir finden das gut so.

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