für Fortgeschrittene, wie wir es am letzten Freitag, dem 8.Juli im Phönix-Zentrum hatten, erfordert Aufmerksamkeit, Konzentration und Durchhaltevermögen. Besonders wenn es draußen 30°C hat und man sich in einem Seminarraum mit 18 anderen Teilnehmern befindet. Dafür bekommt man Antworten auf so essentielle Fragen wie,
- Ist alt immer gut?
- Wie verwandelt sich ein Baum in ein Fass?
- Ist ein vertical Tasting ein Grund für Akrophobie?
Nach einem kurzen Rückblick auf die Grundlagen der Whiskyproduktion gibt es zur Einstimmung bereits den ersten Vergleich zweier unterschiedlich lang gereifter Abfüllungen einer Speyside Destillerie: Tomintoul. Wenig bekannt, produzieren die Angus Dundee Distillers hier, und in ihrer zweiten Anlage Glencadam, Whisky für viele verschiedene Blends, wie Parkers, Smokey Joe, Old Ballantruan, Glen Kirk, Scottish Royal und viele andere Marken. Die beiden in Ex-Bourbon-Barrels gereiften Single Malt Samples – 10 und 16 Jahre alt – zeigen den leichten eleganten Charakter der Brennerei.
Dann geht’s ans Eingemachte. Von der Auswahl der Eichenbäume im richtigen Alter, der Art des Zuschnitts und der zeitaufwändigen Lagerung spannt sich die Theorie. Die Chemie des „Erweckens“ des Holzes, das aus Zellulose und Lignin die Aromen entstehen lässt, die wir später so sehr schätzen im Glas, ist schwere Kost und als Auflockerung gibt es gleich eine Menge Bunnahabhain zu probieren. Zuerst die die 12- und 18-jährigen Originalabfüllungen, gefolgt von zwei unabhängigen Abfüllungen, einmal 19-jährig von Douglas Laing und dazu 21-jährig von TheMaltman.
Dann wird der Reifeprozess im Detail besprochen, wie über die Jahre durch Oxydation Säuren entstehen, die mit Alkohol dann zu Estern werden, den eigentlichen Aromen im Whisky. Als Belohnung – kurz vor der Pause – noch ein schnelles Experiment: die beiden unabhängigen Bunnahabhain Abfüllungen werden „geblendet“ und mit einem Tropfen Wasser auf 48% eingestellt – nur damit sie dann mit einer weiteren – diesmal 24-jährigen – Bunnahabhain Abfüllung verglichen werden können.
Nach der Pause, in der dem aufziehenden Gewitter mit Schinken- und Lachsbrötchen oder Frischkäsewraps im Freien trotzend versucht wird, sich zu für die kommenden Aufgaben zu stärken, geht es mit Theorie und Praxis weiter.
Die Einflussfaktoren der Reifung werden besprochen und die verschiedenen Stadien erklärt, die letztendlich helfen sollen, den idealen Zeitpunkt für das Füllen der Flaschen zu ermittlen. Danach geht es mit einem Dreiergespann zur Sache: Poit Dhub, der gälische Whisky wird als 8-, 12- und 21-jährige Version der Reihe nach probiert und verglichen.
Ein Exkurs über die Preisentwicklung am Whiskymarkt und einige Beispiele, die das Sammlerherz höher schlagen lassen, beenden alle Theorie, und es steht die letzte Verkostung des Abends an: ein No-Age-Statement Talisker, jung und frisch, gegen einen 23-jährigen „Tactical“, einst das Douglas Laing-Aushängestück von der Insel Skye aus längst vergangenen Jahren …
Das Gewitter hat sich verzogen und die klare Luft macht wieder klaren Kopf 😉