Den eigentlichen Grund für diese Reise nach Islay haben wir Ardbeg zu verdanken, genauer gesagt dem Eigentümer der Destillerie, Moet Hennessy, und deren österreichischen Vertretern. Vor einigen Jahren schon sind in Wien Ardbeg-Botschaften eingerichtet worden, das sind Shops oder Bars, die das komplette Ardbeg-Sortiment führen und sich besonders um die Verbreitung der Marke bemühen. Im letzten Jahr ist das Steirerpub als Grazer Embassy in diesen Kreis aufgenommen worden. In der Zeit ist auch die Idee entstanden, die österreichischen Ardbeg-Botschafter zu einem Besuch der Destillery auf Islay einzuladen. Ein Platz ist dabei von Anfang an für unseren Club reserviert gewesen 😉
Jetzt war es soweit. Wir sind ja schon ein paar Tage vorab angereist, der Rest unserer Gruppe landet am Freitag Morgen und wir alle treffen uns um 10:00 direkt bei Ardbeg. Mickey Heads, der Distillery Manager, stapft vorbei und nickt uns mürrisch zu. Dann erhellt sich sein Blick, offenbar hat er einige von uns erkannt. Jackie Thomson begrüsst uns und gibt uns einen Überblick, was so alles geplant ist für den Tag. Sie ist die verantwortliche Managerin für das Visitor Center und hat viel zu erzählen. Ihr Minibus ist abfahrbereit, wir quetschen uns hinein ud ab geht die Fahrt zum Kildalton Cross und dem Friedhof mit den alten Grabplatten der Lords of the Isles.
Wir kommen nicht weit. Alle paar hundert Meter stoppt Jackie und erzählt uns Fakten, Geschichten und Ankedoten über einen Hügel, eine Bucht, Gebäude oder die Leute, die hier leben. Da sind schon ein paar merkwürdige Gestalten darunter 🙂 Irgendwann sind wir dann doch beim Kreuz und der „smurr“, wie man den leichten Nieselregen hier auch nennt, lässt nach. Jackie öffnet eine mitgebrachte Flasche vom Kelpie und wir trinken im Andenken an alle, die hier schon gelebt haben.
Dann müssen wir zurück, denn Mickey wartet schon auf uns – eine ausgedehnte Tour durch die Anlage steht an. Wir sind mehr als 2 Stunden unterwegs und wir sehen wirklich alles: frische Fässer werden gerade befüllt und wir probieren die Wirkung von Raw Spirit auf unserer Haut. Weiter zur Mühle, in der die gemälzte Gerste aus Port Ellen aufbereitet wird, die Washbacks und die Fermentierung, die beiden PotStills, die vielleicht bald Zuwachs bekommen (psst – streng geheim 😉 und dann natürlich das Warehouse.
Hier warten schon ein paar Fassproben und besondere Abfüllungen. Wir beginnen mit dem Ardbeg 21, ein guter Start 🙂 Dann ein Whisky zum „wegriechen“: ein Toasted Oak Fass aus 2006, Vanille pur dazu die frischen Zitrusnoten, fast schade zu trinken, man möchte immer nur schnuppern…
Oder die Probe eines Experiments aus dem Jahr 2003. Dieser Whisky wurde 2011 in ein Manzanilla-Fass umgefüllt und trocknet einem den Mund komplett aus …
Eine alte Corryvreckan Committee Abfüllung mit 100proof bringt unseren Geschmackssinn wieder, und ein Renaissance erweckt sehnsüchtige Erinnerungen …
Nach dem Lunch ist vor dem Abenteuer. An der alten Mole hinter der Destillerie wartet ein Speedboot auf uns. Wir ziehen wasserfeste Hosen an, bekommen eine Schwimmweste umgehängt und dann ab ins Boot. Gus, der Besitzer von Islay Boat Adventures, gibt uns eine Sicherheitsunterweisung (I’ll bring you back … somehow), dann der Vollgas-Start. 2×300 PS bringen uns auf über 40kn und die Abstände zwischen zwischen den einigen hundert Klippen und Felsen vor der Küste werden ziemlich schmal. Plötzlich, Gas weg und wir treiben zwischen schwangeren Robben und Kormoranen. Gus erklärt uns, dass die Robben hier ihren Nachwuchs jedes Jahr alle zur gleichen Zeit innerhalb von wenigen Tagen Mitte Juni bekommen.
In einer kleinen Bucht, die vor ein paar hundert Jahren die Anlegestelle für Überfahrten vom Festland war, rücken wir dem mitgebrachten Kelpie wieder näher. Ein passender Dram. Auf dem Rückweg noch ein Halt auf hoher See, um ein paar Fische zu fangen. Jackies Sohn Rob, der als Bootsmann mit auf dem Schiff ist, fängt 2 kleine Fische innerhalb weniger Minuten. Sie dürfen zurück ins Wasser.
Dann beim dritten Anlauf der große Fang. Das wäre schon eine Mahlzeit für zwei Personen.
Über die dramatischen Versuche, den Fisch zu töten, wollen wir hier schweigen. Es würde sämtliche Tierschutzvereine dieser Welt auf uns hetzen … die Walfänger wären für Greenpeace kein Ziel mehr, verglichen mit uns …
Irgendwann haben wir wieder festen Boden unter den Füssen und der Fisch ist tot. Wir geben ihn in der Küche des Islay Hotels ab und erwarten ihn zum Abendessen zurück. Das geht dann doch nicht und wir müssen uns mit der Speisekarte des Restaurants begnügen. Einige lang vermisste Ardbeg Drams (Blasda, Serendipity) spülen Fisch und Fleisch hinunter. Es ist 22:30 und noch immer hell hier. Wir nehmen die letzten Kelpies an der Port Ellen Hafenmole. Ein Traumtag – Danke Ardbeg !
Lieber Manfred, vielen Dank für die tollen Berichte – freue mich schon auf Mittwoch!
LG Christian