Die Idee geisterte schon länger in den Köpfen, aber die Umsetzung dauerte. Entweder passte die Jahreszeit nicht, oder es war gerade keine Zeit für die notwendigen Vorbereitungen. Jetzt hatte endlich alles geklappt: Ende November ist es kalt genug, um sich auf wärmenden Rum zu freuen und die Auswahl der Abfüllungen für die Verkostung lief plötzlich wie von selbst.
Es waren 14 Teilnehmer mit unterschiedlichsten Vorkenntnissen, die sich zum Rum-Seminar getroffen hatten. Von neugierig Interessierten, die Rum maximal aus Mixgetränken kannten, über passionierte Rumgenießer bis hin zu Sammlern von Rumabfüllungen, die vielleicht schon alle Geschmacksrichtungen irgendwann einmal probieren durften, waren alle dabei. Die Herausforderung war also, all diese unterschiedlichen Erwartungshaltungen zu erfüllen, und zwar in Theorie und in Praxis.
Die Rückmeldungen am Ende der Veranstaltung zeigten, dass die Übung nicht nur gelungen, sondern auch ein voller Erfolg gewesen war. Kurze Informationsblöcke über die Geschichte, Produktion und Vermarkung von Rum wechselten sich ab mit den Verkostungsproben, und das kam sehr gut an
Aus der Whiskywelt ist man eine relativ klare Struktur gewöhnt. Bei Rum ist das etwas anders. Nicht nur, dass die gesetzlichen Parameter der Definition für Rum von Land zu Land unterschiedlich sind, ist schon das Ausgangsprodukt – Zuckerrohr – kein einheitlicher Stoff. Schließlich kann er als Zuckerrohrsaft, oder als eingedickter Sirup oder gar als Melasse, die den Rückstand aus der Zuckerproduktion bildet, für die Erzeugung von Rum verwendet werden. Dass dann eine zuckerhaltige Flüssigkeit mit Hefe versetzt wird, die daraus eine alkoholische Flüssigkeit macht, die wiederum letztendlich destilliert wird, scheint klar zu sein. Aber wer hatte bisher jemals von „Skimming“, „Dunder“ oder gar dem schrecklichen „Muck“ gehört, die dabei das eigentliche Aroma produzieren?
Destilliert wird in etwa einem Dutzend unterschiedlicher Anlagen, wobei die bekannten PotStills und Column-Stills hauptsächlich verwendet werden, während Destillate aus „Kettler“ oder „Barbet“ Brennanlagen bei uns weitgehend unbekannt sind.
Wenigstens die Lagerung erfolgt in den bekannten amerikanischen Weißeichen-Fässern. Doch halt: nur ein Teil des produzierten Alkohols darf ungestört in den Fässern reifen. Der übrige Teil wandert während des Solera-Verfahrens von einer Fass-Generation zur nächsten.
Ein Trend ist übrigens auch beim Rum angekommen – das Finishing. Gerne werden alle möglichen Arten von bereits benutzten Fässern für ein mehrmonatiges Aroma-Tuning an das Ende der normalen Reifezeit angehängt.
Die Verkostung begann mit einfachen Abfüllungen, die dem Mainstream-Geschmack entsprechen und am unteren Ende der erlaubten Alkoholskala liegen, ging dann über zu deutlich kräftigere Abfüllungen mit interessanten Finishes und endete mit limitierten Einzelfass-Abfüllungen.
Die Herkunft umfasste die ganze Welt. Die Karibik war mit Jamaika, Martinique, der Dominikanischen Republik und Venezuela gut vertreten, Luisiana in den USA und Mauritius an der afrikanischen Ostküste sind dagegen aus Produktionssicht eher ungewöhnliche Orte. Ein Highlight für Freunde der rauchigen Spirituosen war sicher die Einzelfass-Abfüllung von den Fiji-Inseln, die ein Finish in einem Kilchoman-Fass bekommen hatte…
Fazit der Veranstaltung: das machen wir gerne öfter.
Perfekte Verkostung. Sehr gute Auswahl und Informationen über jegliche Art von Rum. Immer wieder gerne.