Aus Verkostungssicht war das letzte Whiskyseminar I.I dieses Jahres eine echte Herausforderung für alle Teilnehmer, waren es doch 11 Abfüllungen, die im Laufe von knapp drei Stunden probiert und beurteilt wurden.
Als Welcome Dram zur Kalibrierung des Gaumens war ein Glen Ardoch mit 40% genau richtig: diese Einstiegsversion der Deanston Destillerie aus Doune in der Nähe von Stirling ist kostengünstig und bringt gleichzeitig alles mit, was einen Single Malt Scotch Whisky ausmacht.
Die ersten drei Abfüllungen stellen die Aromen durch unterschiedlichen Fasstypen in den Vordergrund:
- Die erste offizielle Abfüllung des Abends war ein Glencadam Origin, 40%. Überwiegend in Ex-Bourbonfässern gelagert und mit einem kleinen Anteil in Oloroso-Sherryfässern nachgereiftem Whisky ergänzt, bringt er ein leichtes Vanillearoma und einen malzigen Abgang mit.
- Dalmor Valour, 40% je zur Hälfte in neuen Bourbon- und Sherryfässern gereift und danach ein Finish im Portweinfass. Orangenmarmelade, zerbröselte Kekse und etwas zimtig zum Schluss.
- Springbank 10y, 46% der etwas andere Whisky aus Campbeltown. Zweieinhalbmal destilliert und überwiegend in Bourbonfässern gereift – die leichte Torfnote zeigt die Nähe zu Islay.
Die nächsten vier Abfüllungen demonstrierten, was entweder mit ein paar Jahren mehr im Fass alles möglich ist, oder auch wie ein höherer Alkoholgehalt das Geschmackserlebnis erweitert:
- Jura „Diurach’s own“, 16y, 40%, diese Islay-Nachbarinsel hat nur ein paar hundert Einwohner, aber für die gibt es eine eigene Abfüllung der einzigen Destillerie dort. Die zusätzlichen Jahre gegenüber der 10jährigen Standardabfüllung tun ihm sehr gut. Malzig-süßer Geschmack mit einem leicht salzigen Abgang machen Lust auf mehr (Meer?).
- Glenfarclas 15y, 46% der perfekte Speyside Dram aus dem Sherryfass. Mit seinen Fruchtaromen passt er besonders jetzt, in die Vorweihnachtszeit.
- Bruichladdich „The classic Laddie“, 50% ein echter Ileach, wie die Einwohner der Insel Islay auf Gälisch genannt werden. Aus schottischer Gerste hergestellt mit wenig Technik nach traditionellen Methoden. Fruchtig, frisch mit etwas Honig am Ende.
- Glengoyne Cask Strength, Batch 4 mit 58.8% ein starker Auftritt. Absolut ungetorft, wie alle Abfüllungen dieser nördlich von Glasgow gelegenen Destillerie, besticht er durch seine Vanillearomen am Anfang und einem pfeffrig-fruchtigen Abgang.
Die letzten drei Abfüllungen waren den torfigen Single Malts vorbehalten:
- Tomintoul „Peaty Tang“ 40%, ein ungewöhnlicher Whisky dieser Speyside Destillerie, dessen Rauchigkeit etwas aufgesetzt wirkt. Nichts für Freunde echter Torfbomben, aber interessant als Versuch eines torfigen Speysiders.
- Longrow 46%, die torfige Springbank Variante, die nur eine kurze Zeit jedes Jahr in Campbeltown hergestellt wird. Cremig, malzig mit einem schön eingebundenen rauchigen Abgang.
- Kilchoman PX Cask Finish 2010, 59.3%, eines der vielen Highlights dieser jüngsten Islay Destillerie. Intensive Trockenfrüchte, dunkle Schokolade und ein laaaaaaanger rauchiger Abgang. Perfekter Dessertbegleiter.
Weiter geht’s 2018 mit unseren Whiskyseminaren:
WS I.I – Schottische Single Malt Whiskies (auch für Wiederholungstäter geeignet, da jedes Mal neue Abfüllungen dabei sind)
WS I.II – Irischer und amerikanischer Whiskey (vom Poitin und Moonshine zum Single Malt und Bourbon)
WS II.I – Die Fässer (Aromatraining und Unterschiede durch Bourbon-, Sherry-, Port- und andere Fässer)
WS II.II – Die Jahre (Vertical Tasting und alles übers Altern 😉
WS III.I – Whisky Galore (immer im Herbst kommen die Schotten zu uns nach Graz)
WS III.II – Kochen mit Whisky (nach der 2017 Pause machen wir das 2018 definitiv wieder mit neuen Rezepten)