Burns 2016 – ein Bericht

Kurz zusammengefasst: es war großartig. Die meisten Gäste kamen schon fast eine Stunde vor offiziellem Einlass und konnten daher den Northern Grey, unsere Cocktailkreation aus Glenmorangie und Earl Grey Tee, genießen, sowie ihre Geschicklichkeit beim Minigolf-Turnier unter Beweis stellen.

Mehr als 100 Welcome-Drinks in 30 Minuten 1WIZ_1662Es gab ein hervorragendes Menü, denn der Küchenchef des Schlossbergrestaurants hatte sich wieder selbst übertroffen. Ein  Highlight dabei war sicherlich das Hagggisgericht. Frisch aus Linlithgow eingetroffen, wurde reiner Haggis mit karamelliertem Weisskraut serviert – ein Gedicht. Die Single Malts passten hervorragend zum Essen und für zwischendurch, so wie der Arran Klassiker Robert Burns zum Lachstartare, der brandneue Glenmorangie Milsean zur Süßkartoffelsuppe, oder der Talikser Port Ruighe zum Haggis, der Ardbeg Uigeadail zum Hauptgang und schließlich der Kilchoman PX für das Dessert. Die kulturellen Höhepunkte des Abends hatten es in sich. Da waren die Auftritte von Jane Brown aus dem Globe Inn, einem historischen Pub in Dumfries. Ihre Performance des Tribute to a Haggis und die Darstellung der Jane Armour im Rahmen der Immortal Memory Ansprache begeisterten alle Gäste. Die Lieder von Pina, teilweise Eigenkompositionen zu Texten von Robert Burns, waren eine gefühlvolle Hommage an den Dichter. Ihr Mann Andrew Hogg hatte mit seinen etwas derberen Witzen und vor allem mit dem Crashkurs über die schottische Sprache die Lacher auf seiner Seite. Hier einige Ausschnitte aus der Begrüssung und dem Verlauf des Abends:

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1WIZ_1673Sehr geehrte Damen! Sehr geehrte Herren! Es ist bereits das 10.Mal, dass wir eine Burns Night, also einen Abend mit Musik und Unterhaltung mit hervorragendem Essen und mit viel Whisky ganz im Sinne des schottischen Barden feiern.

Wer von Ihnen war beim ersten Mal dabei? Wir waren nur eine kleine Runde – vielleicht 25 oder 30 Leute, die sich damals am Glockenspielplatz im 1.Stock des damaligen AIOLA getroffen hatten. Im Jahr darauf waren wir dann weniger glücklich, weil man dort auf uns vergessen hatte und wir draußen bleiben mussten. In den Folgejahren haben wir der Reihe nach verschiedene Lokale ausprobiert, da war das LOVIN in der Münzgrabenstrasse, das uns rasch zu klein wurde, oder das Restaurant im ERZHERZOG JOHANN, bevor dort ein Billa reingebaut wurde. Der wunderschöne Jugendstil-Speisesaal im Hotel WIESLER bot auch nur 75 Personen Platz und seit einigen Jahren sind wir jetzt hier auf dem Schlossberg und stoßen mittlerweile wieder fast an unsere Grenzen – mit 104 Gästen sind wir heute auch hier voll.

1WIZ_1681Vielleicht ist Ihnen ein kleiner Unterschied zum letzten Jahr aufgefallen – bei der Tischdeko. Da steht jetzt eine Flasche Whisky, und die ist durchaus zum Trinken gedacht. Wenn sie jeweils gerecht aufgeteilt wird, dann ergibt das 4 wee drams, also 4 Portionen für jeden. Vielleicht bestimmt ja jeder Tisch eine natürlich absolut vertrauenswürde Person als Ausschenker und gerechten Verteiler. Dieser Whisky ist zwar als leichter Begleiter zur Vorspeise gedacht – die gleich kommt, wenn ich jetzt hier zu reden aufhöre – aber ich möchte die Gelegenheit auch nützen, damit einen ersten Toast heute anzubringen. Whisky ist ein Kornbrand, wird aus Gerste hergestellt, auf Englisch Barley, was in der englischsprachigen Welt im Volksmund etwas verharmlosend zum Spitznamen John Barleycorn geführt hatte. Hier also ein Toast, den viele kennen, es ist die letzte Strophe eines längeren Gedichtes von Robert Burns, das beschreibt, wie Gerste als Korn in die Erde gebracht wird, daraus hervorwächst und in verarbeiteter Form als Whisky im Glas landet. Trinken wir also auf den Whisky selbst:

„Then let us toast John Barleycorn, Each man a glass in hand, And may his great posterity, Ne’er fail in old Scotland!“

1WIZ_1679Meine Damen und Herren bitte begrüßen Sie mit mir ein Paar mit gemischtem Migrationshintergrund – sie ist in Österrreich geboren und weil man hier als Folk-Rock Sängerin nicht leicht überlebt, ist sie Ende der 90er Jahre nach Irland gegangen. Zehn Jahre später ist sie mit einem Schotten von dort wieder zurück nach Österreich gekommen und beide leben jetzt in Wien. Sie haben im letzten Jahr die Massen hier so begeistert, dass wir uns wirklich sehr freuen, sie heuer wieder bei uns zu haben: PINA und ANDREW HOGG.

Arran Robert Burns Single MaltDer Whisky aus der Arran Destillerie, den wir gerade zur Vorspeise hatten, nennt sich Robert Burns und zeigt das Bild des Dichters auf seinem Label. Diese Destillerie darf das machen und zwar so lange es sie geben wird. 1WIZ_1788Die World Burns Federation, also der Weltverband aller Vereinigungen, die etwas mit Burns zu tun haben, hat dieses lebenslange Patronat erteilt. Die Präsidentschaft in diesem Verband wird nur den verdientesten Persönlichkeiten angeboten und ist mit jeweils 2 Jahren limitiert. In den Jahren 2013/2014 hatte diese Funktion eine Frau über, eine Dame aus den Lowlands, genauer gesagt aus Dumfries. Sie betreibt dort das Globe Inn, ein Pub, das schon fast 200 Jahre alt war, als Robert Burns dort ein- und ausgegangen ist – und das ist auch schon wieder mehr als 250 Jahre her. Meine Damen und Herren begrüßen Sie mit mir JANE BROWN.

Wenn man so eine Veranstaltung wie heute organisiert, dann beginnt das schon Monate im Voraus und es wird bis in das letzte Detail geplant. Schließlich soll ja alles perfekt klappen. Es wären aber nicht wir, wenn es nicht oft im allerletzten Moment noch eine kleine Änderung gäbe, eine neue Voraussetzung, die eine Improvisation notwendig macht. In diesem Jahr war es natürlich auch so. Obwohl wir eine sehr gründliche Abstimmung der Whiskys zu den einzelnen Gerichten vorgenommen hatten, wurden wir mit einem kurzfristigen Angebot überrascht, das wir nur zu gerne angenommen haben. Sie kennen einen Konzern mit Namen LVMH oder lang ausgesprochen Louis Vuitton Moet Hennessy? Die Damen sicher eher den ersten Teil, den sie mit den hübschen Taschen und den charakteristischen Mustern assoziieren – die Herren fangen vielleicht mit dem 2.Teil etwas mehr an, besonders wenn sie sich in der Whiskywelt ein wenig auskennen.

1WIZ_16941969 waren die ersten Menschen auf dem Mond und sie landeten und spazierten dort im Meer der Ruhe umher. In Schottland gibt es ein Tal der Ruhe, auf Gälisch Glen Morangie. Das ist gleichzeitig auch der Name einer Destillerie im Norden Schottlands, die zum LVMH-Konzern gehört und hervorragende Single Malts produziert. Die neueste Schöpfung von dort – den Milsean (Mil-schän) – werden wir jetzt kennenlernen. Meine Damen und Herren, bitte begrüßen Sie mit mir den Sales Director und Österreich Manager von Louis Vuitton Moet Hennessy, MICHAEL HAIBACH.

1WIZ_1748Haggis in seiner reinen Form in Kombination mit karamellisiertem Weisskraut ist ein tolles Beispiel von schottisch-österreichischer Fusionsküche. Ein Gericht, das an einem kühlen oder regnerischen Tag so richtig wärmt. Die kräftigen Aromen verlangen eine kraftvolle Unterstützung im Glas. Was liegt also näher als einen Whisky zu wählen, der von einer schottischen Insel kommt, die den Atlantikstürmen ausgesetzt ist, in deren Berggipfeln sich meist dunkle Wolken ballen und deren Einwohner recht misstrauisch schauen, wenn man sie nicht in Gälisch anspricht – man könnte ja Engländer sein… Ich spreche von der Insel Skye und von der Talisker-Destillerie. Der Hauptort der Insel heißt Portree und so auch die Abfüllung, die uns jetzt gerade ins Glas kommt. Wenn man sich das Etikett so anschaut und sieht wie der Name Portree auf Gälisch geschrieben wird, bekommt einen guten Eindruck davon, dass dies keine wirklich einfache Sprache ist. Der Whisky durfte nach seiner normalen Reifezeit noch ein paar Monate in ehemaligen Portweinfässern nachreifen und hat dort seine rötliche Farbe und den fruchtigen Geschmack mitbekommen. Mit seinem leichten Rauch passt er hervorragend zu den kräftigen Aromen unserer Haggisvariante, die in wenigen Minuten serviert werden wird. Ob Sie ganz austrinken oder auch ein paar Tropfen über den Haggis verteilen, bleibt ganz Ihnen überlassen.

1WIZ_1713Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen jetzt auch den Beginn unseres Losverkaufes für die Tombola ankündigen. Wir haben wirklich tolle Preise bekommen und auch genug davon, d.h für Sie – jedes Los gewinnt. Ich möchte mich an dieser Stelle bei allen Spendern sehr herzlich bedanken und stellvertretend einige der Preise vorstellen: ein Gutschein für 2 Personen für ein viergängiges Menü hier in diesem Hause gespendet vom Schlossbergestaurant, oder Malt Whisky Damen T-Shirts von Rettl Moden, dem Modehaus, wo wir unsere Kilts mit dem Clubtartan schon vor Jahren haben anfertigen lassen. 1WIZ_1731Die Genussregion Österreich hat einige Kochbücher mit Bezug zu regionalen Spezialitäten gesponsert und in den Clubbeständen haben wir, sowie auch viele unserer Mitglieder zu Hause, weitere Literatur und Unterhaltsames und Trinkbares aus Schottland gefunden. Ein besonderer Dank geht an unser langjähriges Mitglied, der seit einem Jahr auch aktiv im Vorstand mitarbeitet, MICHAEL FLECKER, der einen Robert Burns Sporran extra dafür angefertigt hat. Einen Mann habe ich Ihnen heute noch nicht vorgestellt, der aus Oberösterreich angereist ist und für das sehenswerte Whiskymuseum in Steyregg, Polos und Kappen gespendet hat, THOMAS NEUHAUSER. 1WIZ_1766Insgesamt gibt es über 100 Preise, d.h auch gleich viele Lose, die nach dem Prinzip „first come-first serve“ ab sofort hier drüben erhältlich sind. Also müssen sie sich jetzt entscheiden zwischen entweder Haggis warm genießen oder einem garantierten Gewinn.

1WIZ_1754 1WIZ_1750Nach diesem Sprachunterricht haben wir uns eine Stärkung verdient – es naht der Hauptgang. Dazu kommen wir nochmals auf LVMH und Glenmorangie zurück – diesmal aber nur als Eigentümer einer weiteren Destillerie die zum gleichen Konzern gehört, nämlich Ardbeg. Ihnen als Wiederholungstäter unserer Burns-Night oder gar als Mitglieder des Islay Whisky Chapter Austrias irgendetwas über Ardbeg erzählen zu wollen, wäre unpassend. Daher nur so viel: die Abfüllung, die wir zum Lamm bzw. zum Fisch ausgewählt haben, ist eine gelungene Kombination aus älterem rauchigem Whisky aus dem Bourbonfass, gemischt mit jungem Whisky aus Sherryfässern. Auf dem Etikett steht geschrieben, dass man ihn Uuge-daal ausspricht, aber das ist nur der unzulängliche Versuch von Menschen, die Englisch als Muttersprache haben und daher ein „eu“ nicht gut über die Lippen bringen. Als Österreicher haben wir kein Problem damit, den Whisky so zu nennen, wie man es auf Gälisch wirklich sagt: nämlich Euchidol. Bleiben wir gälisch und trinken wir auf ein starkes Herz und einen feuchten Mund: Craoi follain agus gob fliuich (Cree full-in ah-gus gob-fluck)

1WIZ_1783 1WIZ_1793Zum Dessert gibt es noch einmal eine Islay Abfüllung – der letzte offizielle Whisky heute ist ein ein junger Kilchoman. Ein Finish in einem Pedro Ximenez Sherryfass macht ihn fruchtig, die Fassstärke gibt ihm die nötige Wucht, die er als Begleiter für die Schokotarte braucht.  Während der Whisky jetzt ausgeschenkt und das Dessert serviert wird, darf ich die Finalisten des Glenmorangie-Putt-Wettbewerbes noch einmal in die Arena bitten. 1WIZ_1661 1WIZ_1809Treffen Sie sich jetzt zum Shoot-Out bis nur mehr einer übrig bleibt – der Sieger oder die Siegerin. Die Preise werden dann überreicht vom Sponsor des Events, Michael Haibach.

Wir haben heute Abend auch eine interne Auszeichnung vorzunehmen. Es gibt ein Ehrenmitglied in unserem Club, das diese Bezeichnung mehr als verdient und es wird für uns Zeit einmal richtig Danke zu sagen. Seit Jahren bei jeder Veranstaltung aktiv dabei, Gastgeber für diverse Clubtreffen oder Whiskyseminare und Werbeträger für das Islay Whisky Chapter in Graz: Helmut „McSchuly“ Schulhofer. Mit dem besten Whiskyangebot der Stadt in seinem Steirerpub ist er ein Vorreiter für den Kulturauftrag unseres Clubs: die Welt des Uisge beatha überall bekannt zu machen. Passend zur Einrichtung des Steirerpubs haben wir eine Holz-Urkunde vorbereitet. Herzlichen Dank für die vielen Jahre der Unterstützung.

Meine Damen und Herren, zum Abschluß heute noch ein paar Worte in eigener Sache, besser gesagt in Clubsache. Unser Club hat eine neue Webseite und da steht drauf: Das Islay Whisky Chapter ist mehr als ein Whiskyclub. Natürlich nimmt Whisky bei uns eine wichtige Stellung ein, aber wir versuchen auch einen viel breiteren Bereich mit unseren Aktivitäten abzudecken. So wollen wir heuer im Frühsommer wieder eine Schottlandreise organisieren, bei der die Kultur und vor allem auch atemberaubende Natur Schottlands im Vordergrund stehen. Wir werden Highland Games in Österreich unterstützen und mit unserer Anwesenheit beehren, einige von uns sind aktive Golfer und treten sogar im Kilt bei entsprechenden Turnieren an, wir sind bei Kilt-Wandertagen dabei und planen Exkursionen zu österreichischen Destillerien. Selbst veranstalten wir monatlich unsere beliebten Whiskyseminare und haben im letzten Jahr nach gründlicher Einschulung durch einen Haubenkoch zum ersten Mal mit Whisky gekocht – und das gar nicht schlecht. 1WIZ_1711 1WIZ_1704Bei all diesen tollen Aktivitäten fehlt aber doch etwas. Wir haben keine richtige Heimat, kein Basislager – uns fehlt etwas, das fast jeder Verein hat, ein eigenes Clublokal. Einen Ort, an dem sich Mitglieder treffen ohne sich dazu verabreden zu müssen. Einen Platz wo man seine Lieblingswhiskies aufbewahren, mit anderen teilen und mit Gleichgesinnten genießen kann. Eine Art Wohnzimmer weg von zu Hause, idealerweise angeschlossen oder in unmittelbarer Nähe zu einer Gastronomie. Als armer Club können wir uns keine hohe Miete oder Betriebskosten leisten, trotzdem sind wir zuversichtlich, dass es passende Räumlichkeiten irgendwo hier in Graz für uns gibt. Wir wissen nur noch nicht wo. Wenn sie also einen Platz kennen, einen ungenutzten Raum in einem Hotel, ein ausbaufähiges Extrazimmer in einem Lokal – was auch immer, lassen Sie es uns wissen. Wir freuen uns über jeden Hinweis und bedanken uns, falls was draus wird, mit einer nahezu unbezahlbaren Whiskyrarität.

Damit bin ich jetzt wirklich fertig – uns fehlt nur mehr das offizielle Ende. Elvis hat es gesungen, die Beach Boys, Jimi Hendrix ebenso wie Bobby Darin und Boney M. oder Billy Joel und Rod Stewart – und heute singen wir ihn gemeinsam: den Robert Burns Klassikers Auld Lang Syne – den Text für den Refrain finden Sie auf der Menükarte. Pina und Andrew werden uns dabei den Takt vorgeben.

1WIZ_1851Danach ist unser Whisky-Noagerl-Buffet eröffnet und sie können Ihre erworbenen Lose gleich daneben gegen die Preise eintauschen. Die Bahn fährt angeblich bis 02:00 – kommen Sie gut und sicher nach Hause. Und jetzt lassen Sie uns die Hände reichen.1WIZ_1852

4 Replies to “Burns 2016 – ein Bericht”

  1. Es passte wieder einmal einfach alles … es hat auch bis jetzt immer gepasst !!!!!! – dass man immer besser und routinierter wird, liegt wohl in der Perfektion, die vom Vorstand, besonders vom Manfred aus geht.
    und kleine Details – danke an Flecki und Sunny die immer im Hintergrund arbeiten – sowohl auch Gerti mit Gehilfinnen, Gerald für Super Fotos – und besonders an Rene – der die meiste handwerkliche Arbeit macht und viele Km abspult. In diesem Sinne möchte ich mich auch für die Auszeichnung bedanken und bin froh , auch für mich im Steirerpub einen so tollen Club als Hinterhalt zu haben … Alba gu Brath und daunkschein … McSchuly

  2. Ein super Abend, ein toller Bericht! Liebe Grüße von Caroline und mir.

  3. Wer immer noch weitere Fotos hat, bitte uns schicken – wir machen gerne eine komplette Galerie daraus

  4. Ein perfekter Abend, perfekt festgehalten – danke Gerald für die Fotogalerie.