Heute geht es nach Inbhir-nis – noch nie gehört? Es ist die gälische Version von Inverness und wir machen uns – begleitet von leichtem Regen – auf den Weg entlang des Caledonian Kanals, der den Atlantik mit der Nordsee verbindet und Schottland irgendwie in zwei Hälften teilt.
In Fort Augustus fällt uns eine alte Brücke über den River Oich auf, die aus der Entfernung interessant aussieht. Beim Versuch sie überqueren, müssen wir allerdings feststellen, dass sie wirklich alt ist und keine Planken mehr besitzt. Dann attackiert uns eine selbstbewusste Ente und wir verlassen diesen ungastlichen Ort.
Wir wollen Urquhart Castle besuchen. Vor einigen Jahren schon wurde der freie Blick auf die Ruinenanlage am Ufer des Loch Ness verbaut und die Anlage komplett für touristische Zwecke erschlossen. Vom Parkplatz, der von hohen Mauern und Hecken umgeben ist, begibt man sich in das Besucherzentrum, wo ein kurzer Film über die Historie des Schlosses gezeigt wird. Danach geht es hinaus und über das Freigelände zu den Resten der Ruine. Das Interessanteste daran ist, wie es zu diesem Zustand gekommen war. Urquhart Castle war eine große und gut befestigte Anlage, auf die einer der Lords of the Isles ein Auge geworfen hatte. Dem damaligen König (Charles der ?) waren die Beherrscher der Westküste und inneren Hebriden wegen ihrer Machtgier aber schon lästig geworden und er vergab Urquhart Castle an den Clan Grant, der dem König treu ergeben war.
Aber man verweigert einem Lord of the Isles nichts so leicht und so kam er mit einer großen Schar seiner Kämpfer direkt zum Loch Ness. Diese Abkömmlinge der Norseman und Pikten waren mit ihren Streitäxten den nur mit Schwertern bewaffneten Verteidigern klar überlegen, plünderten was sie transportieren konnten und legten Feuer. Das wiederholten sie jedes Frühjahr, bis der Clan Grant irgendwann aufgab. Dass Urquhart Castle danach nur mehr die Ruine war, die wir heute kennen, war egal. Es ging ums Prinzip.
Der Ort Drumnadrochit ist seit jeher das Zentrum des Nessi-Kultes. Es gibt dort nicht nur unzählige Arten und Formen des angeblichen Monsters zu kaufen, sondern auch ein Ausstellungszentrum und Museum. Man kann dort sein Geld aber auch mit echten Dingen verdienen, wie die Great Glen Destillerie zeigt. Diese kleine Hausdestille erzeugt Gin von höchster Qualität, der am besten mit einem möglichst neutralen Tonic genossen werden sollte.
Inverness selbst ist eine angenehme städtische Abwechslung nach so viel Land- und Dorfleben. Das Waverly Guesthouse hat zwar nur 3-Sterne-Standard, liegt aber direkt im Zentrum.
Wir nutzen die Gelegenheit und besuchen das Gellions, angeblich das älteste Pub seiner Art in der Stadt. Uns erwartet ein volles Haus mit Live-Musik im Stile irischen Folks. Das Guinness passt dazu, nur die bestellten Whiskeys (Laphroaig 10) scheinen uns nicht ganz in Ordnung – die werden dort wohl ihren Whisky nicht verwässern? Schließlich waren wir vor ein paar Tagen direkt bei dieser Destillerie und wissen wie diese Abfüllung schmeckt… Das Abendessen – endlich einmal Haggis ganz klassisch mit Neeps und Tatties versöhnt uns wieder.
Ein guter Tag geht zu Ende.