Alles Islay.
Ballytarsin House ist für Selbstversorger gedacht. Trotzdem oder gerade deswegen hatte unsere Hausherrin extra für uns eingekauft: Eier, Speck und Toast – vier Köche verwenden zwei Teekessel, zwei Pfannen und einen Toaster – damit bereiteten wir uns ein Frühstück, das uns für den Islay-Tag vorbereiten soll.
Gleich danach geht es los, schließlich wollen wir die ganze Insel erkunden. Der erste Weg führt uns nach Westen zur Machir Bay. Blauer Himmel, Dünen, Wind und Meer – der erste Kontakt mit dem Atlantik beschert uns nasse Füsse. Die Luft schmeckt nach Abenteuer und man weiß, dass hinter dem Horizont irgendwann Amerika liegt.
Nach so viel Natur, und da es mittlerweile auch schon nach 10:00 ist (das ist der früheste Zeitpunkt, ab dem Destillerien für Besucher geöffnet haben dürfen), fahren wir die paar Kilometer zurück zur Kilchoman Destillerie – nicht ohne vorher noch ein kleines Duell mit einem LKW zu verlieren. Das bedeutet, wir atmen den Staub ein, den er bei seiner halsbrecherischen Fahrt über die Schotterstrasse zur Destillerie aufwirbelt.
Bei Kilchoman hat sich einiges geändert, und nicht alles davon ist gut. Es gibt viel mehr Platz und die Anlagen für die Produktion sind großzügig am Gelände verteilt. Der helle, freundliche Raum, der den Shop und das Cafe beherbergte, dient nun allerdings anderen Zwecken. Das Besucherzentrum erinnert jetzt an eine Industriehalle, ist dunkel und damit etwas düster, da helfen auch die großen Glasfronten nichts. Damit ist Kilchoman aber nicht alleine, offenbar ließen sich einige Islay Destillen vom gleichen Innenarchitekten inspirieren.
Wenig später bei Bruichladdich. Der Shop dort war schon immer dunkel, wir müssen uns also nicht groß umstellen. Hier geht es weniger um die Whisky-Neuheiten, wollen wir doch die nächsten Schritte zur Abfüllung eines unserer Fässer anstoßen. Wenn man mit den richtigen Leuten spricht, sind die Formalitäten rasch geklärt. Was jetzt noch zu tun ist, liegt ganz bei uns.
Eine kleine Ehrenrunde in Port Charlotte, um festzustellen dass die Lochindaal Seafood Kitchen geschlossen ist, und wir beschließen, nach Südosten zu den drei Kildalton Destillerien zu fahren. Vorher gibt es aber noch einen kurzen Stopp in Bowmore, um im Eckgeschäft am Hauptplatz Souvenirs zu besorgen und in der legendären Whisky- und Schottland-Buchsammlung vielleicht etwas zu finden, dass noch nicht in der eigenen Bibliothek vor sich hinstaubt. Die Bowmore-Destillerie ist neuerdings sonntags und montags zu, der Grund dafür ist wie bei einigen anderen Whiskyproduzenten auf der Insel einfach Personalmangel. Das führt soweit, dass schon Kannibalismus betrieben und Mitarbeiter von anderen Destillerien abgeworben werden.
Gewohnte Qualität, Freundlichkeit und perfektes Services erwartet uns bei Laphroaig. Alle bekommen ihre jährliche “Pacht“ in Form einer Whiskyminiatur für den Quadratfuss Land – unabhängig davon, ob sie ihre “Friends of Laphroaig“ Mitgliedschaft nachweisen können oder nicht. Ungefragt wird die heurige Cairdeas-Abfüllung zur Verkostung angeboten – übrigens einer der besten Whiskys, die Laphroaig in den letzten Jahren auf den Markt gebracht hatte!
Lagavulin lassen wir aus, wir haben Hunger und wollen bei Ardbeg im Cafe noch etwas essen. Allein, es bleibt beim Wunsch, Ardbeg hat neuerdings sonntags und montags zu, der Grund ist … eh schon wissen. Was uns dann wirklich enttäuscht ist, dass hinter den Gebäuden der Zugang zu den Felsen der Küste nicht mehr möglich ist. Wir werden nie mehr einen Ardbeg Dram, dort auf der Wiese sitzend und mit Blick auf das Meer, genießen können – ein Holzzaun verhindert das.
Nun wird der Hunger neuerlich spürbar, wir lassen Lagavulin daher wieder aus und fahren direkt zurück nach Port Ellen, um im lokalen Supermarkt Sandwiches zu ergattern. Die werden dann direkt an den bereitstehenden Picknicktischen verschlungen. Die Zeit verfliegt, und wir wollen noch drei Destillerien im Norden besuchen.
Schon bei der Anfahrt zu Caol Ila werden wir durch ein großes Schild darüber informiert, dass die Strasse wegen Bauarbeiten für den Privatverkehr gesperrt und darüber hinaus auch das Besucherzentrum zu ist, weil sonntags und montags …. und so weiter. Bunnahabhain zu erreichen ist ja immer ein Erlebnis, besonders wenn auf der Single Track Road viel Verkehr ist. Ähnlich wie bei Kilchoman wurde bei Bunnahabhain das Besucherzentrum weiter nach vorne verlegt, um die Besucher vom eigentlichen Betrieb fernzuhalten. Der Stil ist ähnlich wie bei allen anderen mittlerweile, dunkel und düster – wenn man die Farbe des Whiskys im Glas feststellen will, muss man an eines der großen Fenster treten… Die verkosteten Abfüllungen sind aber alle top, ob getorft oder ungetorft, aus dem Bourbon oder PX-Sherryfass …
Zurück Richtung Ballygrant wollen wir noch einen kurzen Stopp bei Ardnahoe, der jüngsten Brennerei auf Islay einlegen. Schon von weitem sehen wir die riesige Baustelle hinter den Gebäuden, die Platz für insgesamt 10 Lagerhäuser bringen soll. Sobald wir um die Ecke der Einfahrt kommen, sehen wir auch hier das Schild – unterstützt noch durch Zurufe eines freundlichen Managers, der gerade im Jaguar das Gelände verlässt: sonntags und montags sei neuerdings geschlosssen ….
Im Ballygrant Inn gibt es dann eine Auswahl unterschiedlichster Currys, Lasagne oder Pasteten und dazu genügend Getränke aller Art.
Der Abend klingt aus im Ballytarsin House bei einem angeregten Gespräch mit den Hausleuten, etwas Whisky im Glas und vielen Hasen rund ums Haus.
Schließlich war es doch ein guter Tag.
Danke für die ausführliche und Fernsucht eregende Beschreibung. Schade dass euch manches verwehrt blieb.