Die Geschichte begann 1879, als 3 Brüder – Charles, David und Gordon Graham – in einem verschlafenen schottischen Ort namens Torphins etwas westlich von Aberdeen eine neue Geschäftsidee hatten. Ursprünglich mit dem Teeblenden und -handel beschäftigt und damit eventuell mit guten Geschmackssinnen ausgestattet, begannen sie Whisky zu blenden.
Sie nannten das Ergebnis Black Bottle. Dieser Whisky wurde tatsächlich in schwarze Glasflaschen abgefüllt, die aus Deutschland importiert worden waren. Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges war es vorbei mit dem schwarzen Glas und es musste getrickst werden: die no-age Abfüllung kam in grüne Flaschen und der 10- und 15jährige wurden in Flaschen abgefüllt, die mit schwarzem Plastik überzogen waren.
Vom Ende des 19.Jahrhunderts bis in die Mitte der 1950er Jahre hatte die Black Bottle nur regionale Bedeutung im Nordosten Schottlands – also Aberdeenshire und Umgebung. In dieser Gegend war dieser Whisky so etwas wie ein lokales oder regionales Zugehörigkeitsmerkmal – mehr aber nicht, denn wenn man den Überlieferungen glauben darf, hat er ziemlich scheußlich geschmeckt.
Für uns interessant wurde es zu Beginn der 1990er Jahre, als die Burn Stewart Distillers (damals Eigentümer von Bunnahabhain) sich entschlossen hatten, die Marke Black Bottle wieder aufleben zu lassen.
Der Whisky wurde zum Teil auf Islay produziert und trug auch den Slogan „…with a heart of Islay“ auf dem Etikett. Angeblich sollten von allen Islay Destillerien Anteile dabei gewesen sein, da die großen Lagerhäuser von Bunnahabhain auch von den übrigen Islay Destillerien genutzt worden waren und damit alle Islay Whiskys verfügbar gewesen wären. Wirklich alle? Eher nicht. Ardbeg und Bruichladdich waren kaum mehr in Produktion, Port Ellen verkaufte sich zu gut, Bowmore ging immer schon eigene Wege … Auf jeden Fall gehörten auch damals zu einem Blend auch nicht torfige Single Malts und der benötigte Hauptteil davon kam von Glenrothes. Dazu noch Grain Whisky von bis zu drei verschiedenen Grain Destillerien.
Damit war die Black Bottle, die wir kennen, geboren. Richtig schätzen gelernt hatten wir die Abfüllung Mitte der 2000er Jahre auf Islay, wo sie quasi von allen jederzeit getrunken wurde. In den Pubs gab’s die 1.5l Flaschen, verkehrt herum aufgehängt, und am 1. Jänner jeden Jahres war sie das Standard-Begrüßungsgetränk beim First Footing, dem traditionellen Neujahrsbesuch bei Nachbarn und Freunden.
Wir erinnern uns, wie wir einige Jahre später herausgefunden hatten, dass die 10jährige Edition zumindest in Österreich eingestellt werden sollte und wir nach dem Hinweis eines unserer Mitglieder beim Grazer Großhändler Nussbaumer – heute Transgourmet – in Bahnhofsnähe innerhalb weniger Stunden die letzten Kartons sicherstellen konnten.
Im April 2013 wurden Burn Stewart Distillers von der Distell Group um ca. GBP 160M aufgekauft, und damit gab es wieder ein Re-branding und – diesmal muss man sagen leider – auch ein neues Rezept.
Eine NAS-Version, nicht mehr in einer runden, sondern in einer flachen Flasche sieht gut aus und sollte schon von Anfang an klarmachen, dass alles neu ist.
Nur „neu“ bringt aber nichts, wenn die Qualität nicht passt. Die Black Bottle – obwohl sie angeblich ca. 7jährigen Whisky enthielt, war richtig fad geworden – und das Schlimmste: sie war nicht mehr torfig – keine Spur von Rauch in der Nase oder am Gaumen!
Das hat sich zu den Herstellern durchgesprochen und Anfang 2020 wurde wieder eine 10jährige Edition herausgebracht – allerdings limitiert und nur für bestimmte Märkte.
Die zu der Zeit gerade ausgebrochene Corona-Seuche und ein Blendmaster mit möglicherweise eingeschränkten Geschmackssinnen waren vielleicht Gründe, dass auch diese Version nicht besonders gut ankam.
Die Black Bottle dümpelte weiter vor sich hin, weitgehend unbeachtet – vor allem von uns – denn wir hatten ja noch das gute Zeug….
Glücklicherweise hat sich jetzt mit dem Leeren der letzten alten Black Bottle vor ein paar Wochen hier im Club was getan. Beim Versuch im Internet noch irgendwo auf die ganz alte Edition zu stoßen, haben wir ganz neue Black Bottles gefunden – und sind neugierig geworden.
Seit etwas über zwei Jahren kommt unter dem Seriennamen ALCHEMY gelegentlich eine neue, experimentelle Black Bottle auf den Markt. Jede mit vernünftigen 46.3% und nicht kühlfiltriert abgefüllt – ungewöhnlich für einen Blend. Über die Farbe gibt’s keine Aussage, aber Whisky, der in dunklen oder sogar schwarzen Flaschen abgefüllt wird, benötigt eigentlich keine künstliche Färbung mit E150.
So, und was ist jetzt drinnen in diesen Alchemy Abfüllungen? Nun, aus Kostengründen wird in jedem Whiskykonzern wohl versucht werden, hauptsächlich eigenen Whisky zu verwenden, bevor zugekauft wird. Im Falle der Distell Group sind es damit Whiskys aus den Deanston-, Tobermory- (Ledaig-) und Bunnahabhain-Destillerien.
Alchemy Series Experiment #1: Black Bottle Double Cask, 46.3%
Besteht aus wahrscheinlich relativ jungen Malt Whiskys, die in spanischen Sherryfässern reifen und dazu einem 12jährigen Grain Whisky, der noch ein 7-Monate Rotweinfass-Finish bekommen hat – eine ungewöhnliche Kombination für einen Blended Scotch Whisky:
Alchemy Series Experiment #2: Black Bottle Island Smoke, 46.3%
Diese Black Bottle besteht unter anderem aus einem Blended Malt, der Peated Single Malts enthält (also möglicherweise Ledaig oder Moine) und ungetorftem Grain Whisky, mit viel Getreide- und Vanille-Aromen.
Alchemy Series Experiment #3: Black Bottle Andean Oak, 46.3%
Die 3. Abfüllung der Serie reift in gebrauchten Eichenfässern, bevor sie für 7 Monate in Andean Virgin Oak Casks, die vorher nur leicht ausgekohlt worden sind, ein Finish bekommt.
Alchemy Series Experiment #4: Smoke and Dagger, 46.3%
Die 4. Abfüllung ist jung (4-5 Jahre) und erinnert an die frühen Bunnahabhain Moine‘s. Der Hinweis „Blend of smoked and charred Oak“ könnte bedeuten, dass teilweise alte Fässer neu aufbereitet wurden wobei das „Dagger“ im Namen auf die Messer hindeuten könnte, die beim Auskratzen verwendet wurden, um die Oberfläche der Fässer zu vergrößern.
Zusammengefasst, alle vier sind sehr gute Whiskys mit einem phantastischen Preis-/Leistungsverhältnis. Die kleinen Mängel, sind als Jammern auf hohem Niveau zu sehen und lassen sich leicht ausgleichen:
In einem IWCA Experiment #1 haben wir den Double Oak und den Island Smoke 50:50 gemischt und das Ergebnis war ein ausbalancierter, voller Whisky mit anhaltender Torfnote.
Im darauffolgenden IWCA Experiment #2 haben wir den Andean Oak und den Smoke & Dagger 40:60 gemischt und als Ergebnis einen Whisky mit viel Frucht, Vanille und würzigem Torf bekommen.
Weitere IWCA Experimente sind nicht ausgeschlossen …
Wunderbare Kombinationen im Rosehill Lab sind entstanden.
Mein Favorit:
# 1 – 2 Teile
# 3 – 1 Teil (ev. auf 0,5 bis 0,75 reduzieren)
# 4 – 2 Teile
Top Verkostung, die nach einer Fortsetzung insistiert!