Ein technisches Problem verhinderte das Hochladen von Bildern für die beiden letzten Reisetage. Mit einiger Verspätung holen wir das nun nach.
Es ist ein sonniger Morgen als wir Inverness Richtung Süden verlassen. Wir entscheiden uns für die Autobahn und umfahren damit die Speyside. Der Grund dafür ist unser heutiges Hauptziel, Scone Palace, dort wollen wir uns genauer umsehen. Doch noch ist es nicht soweit und wir nutzen die Gelegenheit für einen kurzen Stopp bei der Tomatin Destillerie. Ein schmuckloser Industriekomplex und doch mit einem kleinen Besucherzentrum mit angeschlossenem Shop ausgestattet. Die Freundlichkeit der leitenden Shopmitarbeiterin erinnnert an russische Hotelsittenwächterinnen, die in der Zeit vor Perestrojika und Glasnost in den Gängen der Hotels die ganze Nacht über aufgepasst hatten, damit niemand „versehentlich“ ein falsches Zimmer aufsuchte.
Interessant die Fässer zum Selbstabfüllen, enthalten sie doch jeweils den gleichen Basis-Whisky, allerdings komplett unterschiedlich gereift: vom New Oak, über Fresh Bourbon bis hin zum Oloroso oder gar PX-Sherry Fass. Eine ideale Auswahl für unser Whiskyseminar II.I, bei dem es um genau solche Fässer geht. Unser Wunsch, uns jeweils eine Flasche aus jedem Fass zu schicken, wird brüsk abgewiesen, der Hinweis auf beschränkte Mitnahmemöglichkeiten bei Flugreisen mit Schulterzucken ignoriert und die Frage nach dem Destilleriemanager komplett überhört. Wie gesagt – Russland 1980.
Etwas später taucht rechts die Dalwhinnie Destillerie auf. Zum Diageo Konzern gehörend, wird dort das Besucherzentrum professionell und freundlich geführt. Das wissen wir bereits von vorhergehenden Besuchen und so lassen wir diese Brennerei rechts liegen und fahren weiter Richtung Blair Athol.
Es ist Mittag und wir beschließen im House of Bruar etwas zu essen. Dabei handelt es sich um einen großen Department Store in Form eines Outlets, der alles führt, was der gepflegte Landadel so benötigt. Zu den karierten Hemden und Pullis gibt es gewachste Jacken, in deren Rückenteil sich der erlegte Hase bequem transportieren lässt, dazu die passenden Edel-Gummistiefel um € 200,- das Paar.
Die Food Hall lässt keine Wünsche offen und würde auch bei Harrods in London perfekt passen. Alleine die Auswahl an Haggis ruft unsere letzte Burns-Night schmerzhaft aus der Erinnerung. Wir genießen Luxus-Sandwiches, Roastbeef und Salat und machen uns gestärkt an die nächste Etappe.
Scone Palace. Der legendäre Krönungsplatz für schottische Könige empfängt uns mit blitzblauem Himmel und einem fast leeren Besucherparkplatz. Seit dem 9.Jahrhundert wurden, beginnend mit Kenneth MacAlpine 38 schottische Könige dort gekrönt. Dazu musste der Kandidat auf dem Krönungsstein (Stone of Scone) stehen oder sitzen und den Treueeid leisten. Der Stein sieht alt aus, ist aber nicht das Original. Das wurde irgendwann von Engländern geraubt und nach London in die Westminster Abbey gebracht, um dort damit unter dem Thron versteckt liegend, englische Könige zu krönen. Irgendwann von Studenten als „Jux“ ausgeliehen und nach Irrungen und Wirrungen wieder zurückgebracht, soll das Original heute zusammen mit den schottischen Kronjuwelen im Edinburgh Castle aufbewahrt werden.
Wir beschließen auch den wundervoll gestalteten Park – zumindest teilweise – zu erkunden. Dort befindet sich ein sechsseitiges Labyrinth und einige von uns finden erst nach längerer Zeit wieder heraus, und das ohne das Zentrum mit dem Brunnen und der Skulptur gefunden zu haben.
Am Abend checken wir in einem einfachen Hotel in Leith, dem Hafenviertel von Edinburgh, ein. Wir wollen eine kleine Whisky-Verkostung in den Vaults, den ehrwürdigen Räumen der Scotch Malt Whisky Society genießen. Alleine, es blieb beim Wunsch, alle Tische sind reserviert, die Vaults sind komplett ausgebucht. Aber der Concierge ist hilfreich und wir bekommen einen Tisch am zweiten Standort der Society in Edinburgh in der Queens-Street. Schließlich sind zwei von uns langjährige Member dieses Clubs.
Eine halbe Stunde später genießen wir Burger und mehr Drams als ursprünglich geplant – die Auswahl war einfach zu groß. Es war ein langer und guter Tag gewesen.