Der Regen hatte über Nacht aufgehört, dafür war der Wind stärker geworden. Ein kurzes Frühstück und dann mussten wir schon los nach Ardrossan, etwa 15km nördlich von Troon. Wir hatten eine Fähre gebucht, die uns von dort nach Brodick auf die Insel Arran bringen sollte.
Die Überfahrt dauerte nur eine Stunde und nach einem kurzen Stopp beim örtlichen Coop, um uns mit Wasser(!) zu versorgen, erlebten wir unseren ersten kulturellen Höhepunkt: Brodick Castle. Nicht nur ein eindrucksvoller Park mit exotischen Bäumen und blühenden Pflanzen in allen Farben, sondern auch ein noch original eingerichtetes Schloss war zu besichtigen. Bereits im 5.Jahrhundert zu Zeiten der keltischen Dalriada war an dieser Stelle eine Festung, aus der dann zu Beginn des 16.Jahrhunderts die Basis für das Brodick Castle entstand. Aus einer gewaltigen Erweiterung in der Mitte des 19.Jahrhunderts ging schließlich die heutige Version des Schlosses an den Scottish National Trust über.
Die Arran Destillerie in Lochranza war als Ort für den Lunch eingeplant. Ohne eine Reservierung – die wir nicht hatten – gab‘s kein Essen. Damit auch keine Verkostung allfälliger Abfüllungen an diesem ungastlichen Ort…
Die essenstechnische Erlösung fanden wir in Form von phantasievoll gefüllten Sandwiches aus der ehemaligen Feuerwache direkt gegenüber der Fähre, die uns letztendlich von Locharanza nach Claonaig auf Kintyre bringen sollte. Eine kleine Herausforderung beim Essen war der zwischendurch immer wieder fast waagrecht eintreffende Regen.
Nach der Überfahrt mit der Fähre mussten wir noch die Halbinsel Kintyre überqueren um – wieder einmal an diesem Tag – zu einer Fährenanlegestelle, und zwar der nach Islay zu gelangen. Da zu der Zeit außer uns niemand diese Single Track Road benutzte, benötigten wir anstatt der üblichen 30 nur knapp 15 Minuten. Damit war auch schon die Idee geboren, evtl. eine frühere Fähre zur gelobten Insel zu erreichen. Gesagt – getan: mit noch leicht rauchenden Reifen vor dem Check-In angehalten, in knappen Worten erklärt, dass wir unser 18:00 Ticket gerne genau jetzt um 15:30 verwenden wollten und nach einem gemurmelten just go des Calmac-Mitarbeiters wurde unser Fahrzeug als letztes auf die Fähre verladen, die Klappen geschlossen und abgelegt. Wieder einmal geschafft.
Die Unterkunft auf Islay war für uns alle neu und verlangte unseren Ortskenntnissen und Fahrkünsten einiges ab. Der Platz, an dem sich Ballytarsin House dann befindet, entschädigt mit seiner Aussicht alle Mühen. Das Haus selbst wurde von Jaqueline, einer pensionierten Physiotherapeutin, und ihrem Mann erst vor einem Jahren errichtet und ist hell, freundlich und ganz modern eingerichtet.
Wir wollten die gewonnene Zeit Nutzen und besuchten vor dem Abendessen noch rasch Finlaggan. Dieser alte Herrschersitz der Lords of the Isles fasziniert immer wieder. Nicht einmal die Warnschilder, Absperrungen und teilweise eingestürzte Brücken über die Moorlandschaft konnte uns davon abhalten, hier unseren Antrittsbesuch abzustatten.
Das mit dem Abendessen war dann noch so eine Sache. Wir wurden im Ballygrant Inn von Ewan – für seine Verhältnisse – fast überschwänglich begrüßt. Gleichzeitig teilte er uns mit, dass sein Vater und Hausherr David seit einem Jahr Dialysepatient ist und jetzt, da Komplikationen aufgetreten waren, ins Krankenhaus musste. Er selbst betreut aktuell alleine das Hotel, Restaurant und die Bar, daher bleibt sonntags die Küche vorläufig geschlossen.
Kein Problem für uns, die fehlenden Kalorien mit Bier und Whisky zu ersetzen. Bemerkenswert war eine Reihe von Bunnahabhain Moine Abfüllungen, wie ein Brandy-Cask Finish, ein Bordeaux-Rotweinfass und ein Marsalla fassgereifter gereifter Whisky und dazu eine 13jährige Coopers Choice Abfüllung. Zum Abschluss des Abends zelebrierten wir noch ein Bottle Kill mit einem Bunnahabhain 12y aus den 80er Jahren (ja genau, die kleine grüne Dumpy Bottle 😉
Es war wieder ein guter Tag.