Die Whisky-Blase ?

 

Eine Flasche Bunnahabhain 1965 vor 11 Jahren um € 90,- gekauft, ist heute  ca. € 750,- wert. Das sind fast 20% Ertrag pro Jahr.  Also ist Whisky eine gute Geldanlage, oder?

Könnte man meinen, ist aber nicht so einfach umzusetzen.  Was macht Whisky wertvoll?

Selten ist es der Genuss eines perfekten Single Malts. Sammler wollen besitzen, nicht genießen. Es dürfen nur wenige Flaschen existieren, möglichst durchnummeriert und vom Destilleriemanager handsigniert, wenn sie einen guten Preis erzielen sollen. Die Anzahl der am Markt befindlichen alten Abfüllungen ist mittlerweile überschaubar geworden.  Wirklich außergewöhnliche Single Malts der 60er Jahre sind kaum mehr zu finden, die noch sehr guten Whiskys aus den 70ern haben schon ein weniger interessantes Preis-Leistungsverhältnis und die 80er Jahre waren zwar auch gut, aber es gibt noch viel zu viele Abfüllungen aus dieser Zeit, um sie für Sammler interessant zu machen. Der Handel über Auktionshäuser, die in Summe oft bis zu 40% von Verkäufer und Käufer nehmen, frisst einen großen Teil der Rendite. Bleibt der Privat(ver)kauf, der aber immer wieder von Fälschungen bedroht ist. Mit dem Wert von Whisky-Abfüllungen steigt auch die kriminelle Energie, mit der sich einige Individuen illegal bereichern wollen.

Daher besser in ein Fass investieren, das verspricht Gewinn, wenn man zumindest 10 Jahre Zeit hat. Den Anfangskosten von etwa € 1.500,- steht ein erwarteter Erlös für ca. 350 Flaschen  und damit etwa der zehnfache Wert gegenüber. Also ist das der richtige Weg zum Reichtum durch Whisky?  Ebenfalls nicht, das Risiko des Wertverlusts durch mangelnde Reputation oder Zerstörung des Mythos einer Destillerie ist groß. Zehn Jahre sind lang in dieser Zeit der schnellen Medien. Es genügt eine Änderung in der Marketingstrategie oder ein Besitzerwechsel, siehe Macallan und Glenmorangie in der Vergangenheit, und (wir wollen es nicht hoffen :)) vielleicht bald auch Bruichladdich, falls der aktuelle Deal schlecht läuft. Ist das Interesse der Jagdgemeinschaft erst einmal erlahmt, bleibt man auf seinem Fass sitzen. Aber auch wenn von dieser Seite her alles passt, gibt es noch Abfüllkosten, hohe Steuern, Transporte und Versicherungen, die den erwarteten Gewinn stark schmälern. Was, wenn das Holz Probleme macht und der Whisky nach 10 Jahren die Aromaerwartungen nicht erfüllt? Was macht man dann mit 350 Flaschen Fusel?

Also gleich im großen Stil viele Fässer von verschiedenen Destillerien kaufen, um das Risiko durch Streuung zu minimieren. Klotzen statt kleckern. Ja, wenn man es sich leisten kann, sind die obigen Risiken damit minimiert, aber dafür ist man jetzt von der jeweiligen Konjunkturlage abhängig und Modetrends ausgesetzt. Wird Whisky in den nächsten Dekaden noch eine Rolle spielen in der Gastronomie? Wird man sich ihn leisten können oder wollen? Oder werden sich die unabhängigen Abfüller mit ihren alten Fässern dann um eine aussterbende Minderheit von Whiskyliebhabern prügeln, während die Destillerien sich auf die Herstellung (billiger) Rohstoffe für Mixgetränke konzentrieren?

Alles ist möglich, und wenn man sich Whisky in erster Linie wegen des Genusses und weniger wegen eines erwarteten Wertzuwachses gekauft hat, kann man nach dem Platzen der Whisky-Blase die guten Flaschen aus dem (hoffentlich erdbebensicheren :)) Regal oder gar den Inhalt eines Fasses seiner Lieblingsdestillerie zumindest mit ein paar Freunden teilen. Whisky is made for drinking!